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Gefährdet Künstliche Intelligenz meinen Job?

Gemäss der McKinsey Studie (1) “The economic potential of generative AI: The next productivity frontier” wird sich generative Künstliche Intelligenz (KI) wahrscheinlich am stärksten auf Wissensarbeit auswirken, insbesondere auf Tätigkeiten, die mit Koordination, Entscheidungsfindung und Zusammenarbeit zu tun haben und bei denen das Automatisierungspotenzial bisher am geringsten war.


Automatisierung von Wissensarbeit

Daraus folgt, dass die Schweiz stark betroffen sein wird. Denn der Anteil von Wissensarbeitenden am Total der Beschäftigten in der Schweiz beträgt gemäss Statistischem Amt der Europäischen Union (Eurostat) im Jahr 2022 42,7 Prozent (2), dies ist der höchste Wert unter den europäischen Ländern.

Gemäss der McKinsey Studie haben generative KI und andere Technologien das Potenzial, Arbeitstätigkeiten zu automatisieren, die heute 60 bis 70 Prozent der Zeit der Beschäftigten in Anspruch nehmen. Frühere Annahmen von McKinsey gingen von rund 50 Prozent aus. Diese Zunahme hat vor allem mit der Beschleunigung der Entwicklung und den zunehmenden Fähigkeiten generativer KI, wie ChatGPT, GitHub Copilot, Stable Diffusion, zu tun, natürliche Sprache zu verstehen. Kollaboration, Entscheidungen treffen, Probleme lösen sind typische Tätigkeiten, die neu von generativer KI übernommen werden können.

Somit hat generative KI mehr Einfluss auf Wissensarbeit in Berufen mit höheren Löhnen und Bildungsanforderungen als auf andere Arten von Arbeit. Mc Kinsey schätzt, dass die Hälfte der heutigen Arbeitstätigkeiten zwischen 2030 und 2060 automatisiert werden könnte. Einher mit dieser Entwicklung geht eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität, aber nur, wenn entsprechende Investitionen in Weiterbildungen und Unterstützungsleistungen für Arbeitnehmende zum Erlernen neuer Fähigkeiten im Umgang mit KI getätigt werden. Es braucht auch entsprechende Analysen über die Risiken von KI und darüber, welche neuen Skills Arbeitnehmende benötigen, sowie die Reorganisation von Prozessen in den Unternehmen.


Wen trifft es am meisten?

Ein ILO-Arbeitspapier (3) kommt bezüglich Job-Auswirkungen unter anderem zu folgenden Schlüssen:


  • KI wird eher einen Effekt auf Jobs mit mittleren und höheren Einkommen haben.
  • KI- Substituierung betrifft Frauen viel stärker als Männer, aufgrund der KI-Auswirkungen im Gesundheits- und Bildungswesen, wo traditionell mehr Frauen arbeiten.
  • Betroffen sind vor allem auch kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Berufe und Stellen in der Verwaltung.
  • Die Automationseffekte können einen Einfluss auf das Einkommen haben.


Die Website www.lis2.epfl.ch gibt einen Hinweis darauf, wie stark KI Ihren Job gefährdet.

Führungskräfte sind je nach Branche weniger betroffen. Aber sie sind gefordert, sich mit KI und den Auswirkungen auseinanderzusetzen, entsprechende Kompetenzen aufzubauen, neue Geschäftsmodelle und -prozesse mit KI zu entwickeln und die Veränderung für die von KI betroffenen Arbeitnehmenden zu begleiten.


Was können Sie tun, um sich vorzubereiten?

Nachfolgend einige Überlegungen, wie Sie mit den Auswirkungen von KI konstruktiv umgehen können:


  • Im Bewerbungsprozess setzen Personalverantwortliche schon heute KI ein und dies wird zunehmen, sei es für die Auswahl, Analyse von Bewerbungsunterlagen, für die Erstellung von Interviewfragen oder für Stellenbeschreibungen. Dies führt mehr zu standardisierten Prozessen. Als BewerberIn ist es wichtig zu verstehen, was die Schlüsselkriterien für die Auswahl sind. Sie können zum Beispiel ChatGPT fragen, auf was Sie bei der Bewerbung für einen Job achten müssen (unter nachfolgender Angabe der wichtigsten Teile des Inserats).
  • Machen Sie sich mit KI-Konzepten vertraut. Sie können damit beginnen, Artikel zu lesen und Videos darüber anzusehen, was KI kann - und was nicht. Versuchen Sie, branchenspezifische Konsequenzen daraus abzuleiten. Damit verstehen Sie, welche Rolle Sie spielen können und wo Sie möglicherweise mehr lernen müssen.
  • Lernen Sie, wie man mit Fragen und Eingabeaufforderungen ChatGPT und andere generative KI-Produkten nutzt, um gute Resultate zu erzielen. Dazu kann man verschiedene Fragen (oder geben Sie Eingabeaufforderungen ein), die sich auf die Branche oder die Stelle beziehen, für die Sie sich bewerben. Bitten Sie das KI-System, seine Antwort anhand von Daten aus einem bestimmten Zeitraum oder für eine bestimmte Region oder Funktion zu geben.
  • Lernen Sie, wie Sie selber Wissen über KI generieren und die produzierten Antworten kritisch verifizieren können. Dazu Dr. Markus Christen, Geschäftsführer der UZH Digital Society Initiative und Leiter des DSI Digital Ethics Labs: «Gut eingesetzt, könnte KI künftig eine wertvolle Begleiterin unseres Denkens werden, die uns wie eine gute Freundin auf Dinge hinweist, auf die wir selber nicht kommen» (4)
  • Überlegen Sie sich, wie solche Tools Ihnen in Ihrem neuen Job helfen können.
  • Buchen Sie online KI-Schulungsprogramme, um sich mehr Wissen anzueignen, z.B. über grundlegende KI-Konzepte oder über das Führen von produktiven Gesprächen mit Bots.


KI wird die Geschäftswelt in ähnlicher Weise revolutionieren wie die Einführung des PCs. Die ermutigende Nachricht ist, dass mit dem Aufkommen von KI Millionen von neuen Jobs entstehen, welche die Fähigkeiten von Menschen und Maschinen kombinieren, körperlich anspruchsvolle Aufgaben erleichtern und zumindest teilweise eine verbesserte Work-Life-Balance ermöglichen, da man sich auf sinnvollere Aufgaben konzentrieren kann, anstatt viel Zeit mit sich wiederholenden Tätigkeiten zu verbringen.


[1] Economic potential of generative AI | McKinsey

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161772/umfrage/anteil-der-beschaeftigung-in-wissensintensiven-dienstleistungsbereichen/

[3] Gmyrek, P., Berg, J., Bescond, D. Generative AI and jobs: A global analysis of potential effects on job quantity and quality. ILO Working Paper 96. Geneva: International Labour Office, 2023.

[4] zitiert in «Digitaltag Magazin», Seite 31, Handelszeitung, November 2023

Gemäss der McKinsey Studie (1) “The economic potential of generative AI: The next productivity frontier” wird sich generative Künstliche Intelligenz (KI) wahrscheinlich am stärksten auf Wissensarbeit auswirken, insbesondere auf Tätigkeiten, die mit Koordination, Entscheidungsfindung und Zusammenarbeit zu tun haben und bei denen das Automatisierungspotenzial bisher am geringsten war.


Automatisierung von Wissensarbeit

Daraus folgt, dass die Schweiz stark betroffen sein wird. Denn der Anteil von Wissensarbeitenden am Total der Beschäftigten in der Schweiz beträgt gemäss Statistischem Amt der Europäischen Union (Eurostat) im Jahr 2022 42,7 Prozent (2), dies ist der höchste Wert unter den europäischen Ländern.

Gemäss der McKinsey Studie haben generative KI und andere Technologien das Potenzial, Arbeitstätigkeiten zu automatisieren, die heute 60 bis 70 Prozent der Zeit der Beschäftigten in Anspruch nehmen. Frühere Annahmen von McKinsey gingen von rund 50 Prozent aus. Diese Zunahme hat vor allem mit der Beschleunigung der Entwicklung und den zunehmenden Fähigkeiten generativer KI, wie ChatGPT, GitHub Copilot, Stable Diffusion, zu tun, natürliche Sprache zu verstehen. Kollaboration, Entscheidungen treffen, Probleme lösen sind typische Tätigkeiten, die neu von generativer KI übernommen werden können.

Somit hat generative KI mehr Einfluss auf Wissensarbeit in Berufen mit höheren Löhnen und Bildungsanforderungen als auf andere Arten von Arbeit. Mc Kinsey schätzt, dass die Hälfte der heutigen Arbeitstätigkeiten zwischen 2030 und 2060 automatisiert werden könnte. Einher mit dieser Entwicklung geht eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität, aber nur, wenn entsprechende Investitionen in Weiterbildungen und Unterstützungsleistungen für Arbeitnehmende zum Erlernen neuer Fähigkeiten im Umgang mit KI getätigt werden. Es braucht auch entsprechende Analysen über die Risiken von KI und darüber, welche neuen Skills Arbeitnehmende benötigen, sowie die Reorganisation von Prozessen in den Unternehmen.


Wen trifft es am meisten?

Ein ILO-Arbeitspapier (3) kommt bezüglich Job-Auswirkungen unter anderem zu folgenden Schlüssen:


  • KI wird eher einen Effekt auf Jobs mit mittleren und höheren Einkommen haben.
  • KI- Substituierung betrifft Frauen viel stärker als Männer, aufgrund der KI-Auswirkungen im Gesundheits- und Bildungswesen, wo traditionell mehr Frauen arbeiten.
  • Betroffen sind vor allem auch kaufmännisch-betriebswirtschaftliche Berufe und Stellen in der Verwaltung.
  • Die Automationseffekte können einen Einfluss auf das Einkommen haben.


Die Website www.lis2.epfl.ch gibt einen Hinweis darauf, wie stark KI Ihren Job gefährdet.

Führungskräfte sind je nach Branche weniger betroffen. Aber sie sind gefordert, sich mit KI und den Auswirkungen auseinanderzusetzen, entsprechende Kompetenzen aufzubauen, neue Geschäftsmodelle und -prozesse mit KI zu entwickeln und die Veränderung für die von KI betroffenen Arbeitnehmenden zu begleiten.


Was können Sie tun, um sich vorzubereiten?

Nachfolgend einige Überlegungen, wie Sie mit den Auswirkungen von KI konstruktiv umgehen können:


  • Im Bewerbungsprozess setzen Personalverantwortliche schon heute KI ein und dies wird zunehmen, sei es für die Auswahl, Analyse von Bewerbungsunterlagen, für die Erstellung von Interviewfragen oder für Stellenbeschreibungen. Dies führt mehr zu standardisierten Prozessen. Als BewerberIn ist es wichtig zu verstehen, was die Schlüsselkriterien für die Auswahl sind. Sie können zum Beispiel ChatGPT fragen, auf was Sie bei der Bewerbung für einen Job achten müssen (unter nachfolgender Angabe der wichtigsten Teile des Inserats).
  • Machen Sie sich mit KI-Konzepten vertraut. Sie können damit beginnen, Artikel zu lesen und Videos darüber anzusehen, was KI kann - und was nicht. Versuchen Sie, branchenspezifische Konsequenzen daraus abzuleiten. Damit verstehen Sie, welche Rolle Sie spielen können und wo Sie möglicherweise mehr lernen müssen.
  • Lernen Sie, wie man mit Fragen und Eingabeaufforderungen ChatGPT und andere generative KI-Produkten nutzt, um gute Resultate zu erzielen. Dazu kann man verschiedene Fragen (oder geben Sie Eingabeaufforderungen ein), die sich auf die Branche oder die Stelle beziehen, für die Sie sich bewerben. Bitten Sie das KI-System, seine Antwort anhand von Daten aus einem bestimmten Zeitraum oder für eine bestimmte Region oder Funktion zu geben.
  • Lernen Sie, wie Sie selber Wissen über KI generieren und die produzierten Antworten kritisch verifizieren können. Dazu Dr. Markus Christen, Geschäftsführer der UZH Digital Society Initiative und Leiter des DSI Digital Ethics Labs: «Gut eingesetzt, könnte KI künftig eine wertvolle Begleiterin unseres Denkens werden, die uns wie eine gute Freundin auf Dinge hinweist, auf die wir selber nicht kommen» (4)
  • Überlegen Sie sich, wie solche Tools Ihnen in Ihrem neuen Job helfen können.
  • Buchen Sie online KI-Schulungsprogramme, um sich mehr Wissen anzueignen, z.B. über grundlegende KI-Konzepte oder über das Führen von produktiven Gesprächen mit Bots.


KI wird die Geschäftswelt in ähnlicher Weise revolutionieren wie die Einführung des PCs. Die ermutigende Nachricht ist, dass mit dem Aufkommen von KI Millionen von neuen Jobs entstehen, welche die Fähigkeiten von Menschen und Maschinen kombinieren, körperlich anspruchsvolle Aufgaben erleichtern und zumindest teilweise eine verbesserte Work-Life-Balance ermöglichen, da man sich auf sinnvollere Aufgaben konzentrieren kann, anstatt viel Zeit mit sich wiederholenden Tätigkeiten zu verbringen.


[1] Economic potential of generative AI | McKinsey

[2] https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161772/umfrage/anteil-der-beschaeftigung-in-wissensintensiven-dienstleistungsbereichen/

[3] Gmyrek, P., Berg, J., Bescond, D. Generative AI and jobs: A global analysis of potential effects on job quantity and quality. ILO Working Paper 96. Geneva: International Labour Office, 2023.

[4] zitiert in «Digitaltag Magazin», Seite 31, Handelszeitung, November 2023

Event Start Date: 08.12.2023 01:00